Gutes Design beginnt mit Nachhaltigkeit.

Für Umtriebigkeit gibt es nicht immer die schönsten Umschreibungen, allerdings ist es wie alles im Leben immer eine Frage des Blickwinkels. Für mich persönlich bedeutet es, die Bereitschaft und Neugier zu haben, für Neues offen zu sein, sich auf unbekanntes Terrain zu bewegen und versuchen, in eine andere Richtung zu denken. Zweimal im Jahr freue ich mich über eine Einladung zu den Pressdays der Agentur Impulse bc in Hamburg. Die Agentur vertritt größtenteils nordische Unternehmen mit spannenden Geschichten und dem Anspruch an Qualität. Bei ihrem letzten Event in Hamburg blieb mein Augenmerk auf den Möbeln von Mater, einer dänischen Designmarke, kleben. Das minimalistische Design und die verarbeiteten Materialien machten mich neugierig.

Mater hat, wie einige ihrer dänischen Mitstreiter, ein feines Händchen für Design, was wohl in der Geschichte des Designs an sich liegt. Mit einer Mischung aus alteingesessenen Designern und neuen Talenten wird High End Interior mit Handwerkstradition verbunden. Was mich jedoch am meisten beeindruckt hat, war nicht nur die starke Designphilosophie und die große Handwerkskunst, mit der die einzelnen Produkte entstehen, sondern es war das Bewusstsein und der Anspruch, vorrangig mit nachhaltigen Materialien zu arbeiten. Werkstoffe wie recycelter Kunststoff und Holz alter Mangobäume finden hier im Design einen neuen Platz.

Bei meinem letzten Besuch in Kopenhagen wollte ich mehr über Mater erfahren, sehen, wer hinter dem Label steht und mir den noch recht neuen Showroom in Norrebro ansehen.

Hauptsächlich steht der Gründer Henrik Marstrand, zusammen mit der Architektin & Designerin Eva Harlou, hinter dem dänischen Designlable. Mit beiden sprach ich über die Herausforderung, mit recycelten Materialien zu arbeiten und dabei Funktion, Ästhetik und natürlich auch die Qualität auf einem hohen Niveau zu halten.

Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Schaukelstuhl Kuve
Mater Design Erbe

Liebe Eva und lieber Henrik,
vielen Dank, dass ich mich heute in eurem Showroom etwas umsehen durfte und ihr mir ein bisschen darüber berichtet, was Mater ausmacht.

Eva, erzählt mir doch bitte, wie du beruflich vor Mater tätig warst?

Eva // Ich habe an der “Aarhus School of Architecture” studiert und startete meine berufliche Karriere als Architektin beim bekannten dänischen Architekturbüro 3XN, bei dem ich für Wettbewerbsbeiträge verantwortlich war. In dieser Position erlangte ich auch ein tiefes Verständnis dafür, wie die Welt der Architektur funktioniert. Nachdem ich an potenziellen Projekten in ganz Europa gearbeitet hatte, gründete ich 2006 mein eigenes Architekturbüro mit Fokus auf kompakten Wohneinheiten und auf gigantischen Master-Bauplänen, bei denen ich mir zum Ziel gesetzt hatte, die komplette Umgebung bis ins kleinste Detail durchzuplanen.

Zwischen 2012 und 2017 war ich Aufsichtsratsmitglied der „Aarhus 2017 Foundation“ und an der Planung und Ausführung der großen Feierlichkeiten anlässlich der Verleihung des Titels „Europäische Kulturhauptstadt 2017“ an Aarhus beteiligt.

2014 begann ich auch damit, mich auf kleinere Projekte zu konzentrieren – z. B. das Design von Küchengeräten, Lampen oder Möbeln. Damals kontaktierte mich Henrik Marstrand, um zu fragen, ob ich Interesse daran hätte, ein paar Möbelstücke für Mater zu entwerfen. Das war der Beginn einer bis heute andauernden Zusammenarbeit mit Mater.
Im März 2018 entschieden Mater und ich uns dazu, ein neues Studio für Interior Design zu gründen – das Earth Studio.
Gemeinsam haben wir ein zukunftsorientiertes Designverfahren entwickelt, das hochwertiges Interior Design und eine umweltverträgliche Denkweise miteinander verbindet. Ich leite die Geschäfte des Unternehmens und verbringe meine gesamte Zeit hier.

Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Double Bottle
Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Designerin Eva

Henrik, dein Arbeitsgebiet war ja vorher ein ganz anderes, warum wurde es Möbel- und Interiordesign und warum mit der Prämisse, mit nachhaltigen Materialien zu arbeiten?

Henrik // Ich habe in den 90er Jahren an der Copenhagen Business School meinen Abschluss in Marketing gemacht. Meine Reise führte durch mehrere Unternehmen in der nordischen Region – in führenden Positionen bei einigen der größten Verbrauchermarken der Welt, aber immer mit einem Fokus auf Business Development. Irgendwann dachte ich, dass es keinen Sinn mehr macht, einen anderen Job zu beginnen, indem ich alles von mir selbst gebe. Als ich 2004 Vater wurde, änderte sich etwas. Du stellst dir alle möglichen Fragen darüber, welche Lebensmittel du kaufen, welche Lotion du verwenden und welches Erbe du den nächsten Generationen hinterlassen sollst.

Ich wollte mich selbst herausfordern und meine globalen kommerziellen Fähigkeiten nutzen, um eine Marke von Grund auf mit einem ethischen Profil, aber ohne Kompromisse im Lifestyle-Verhalten zu gründen. Als Dänen sind wir mit Design und Objekten aufgewachsen und meine Leidenschaft galt der Designindustrie. Hier konnte ich eine wegweisende Marke in einer sich ansonsten langsam bewegenden Branche – innerhalb der ethischen Produktion – aufbauen. Ich habe alle guten Ratschläge beiseite gelegt, um mich in die ethische Produktion zu wagen und ohne etwas über Design und Produktion zu wissen, hatte ich ein kleines Team, das mir half, alles auszuführen: Design, Herstellung und Verkauf. Wir starteten Ende 2007 mitten in der Finanzkrise, aber heute, so viele Jahre später, bereue ich nichts – obwohl meine Geduld oft auf die Probe gestellt wurde.

Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Henrik
Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Geflecht
Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Wohnzimmer
Mater Design Funktionalitaet

Eva, du hast deine berufliche Karriere als Architektin begonnen.

Wie hast du deine Liebe für Design entdeckt und was macht deine Faszination für Mater aus?

Eva //Mich hat Möbeldesign schon immer fasziniert und interessiert. Meine Eltern haben mir viel über die klassischen dänischen Designer beigebracht und ich bin zuhause umgeben von

dänischen Designklassikern aufgewachsen. Ich glaube daran, dass gutes Design sowohl schön, als auch langlebig und funktional ist. Und gutes Design sollte auch immer eine Geschichte erzählen. Mater ist ein Unternehmen, das keine Kompromisse beim Design macht und es ist mir wichtig, dass dabei auch großen Wert auf Nachhaltigkeit legt wird. Ich liebe die Arbeit mit Henrik Marstrand und Mater, denn sie arbeiten mit großer Begeisterung und wahnsinnig ambitioniert an all ihren Projekten.

Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Daybed Showroom
Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Daybed Vorhang
Mater Design Netzel

Ihr arbeitet mit recycelten Materialien und testet ganz viel.

Welche Werkstoffe nutzt ihr derzeit, was sind die Geschichten dazu und was sind die Herausforderungen?

Henrik //Wir waren die erste dänische Designmarke, die über ein komplettes Holzlieferkettenzertifikat (FSC) verfügte, das unseren Wald im Wesentlichen vor Entwaldung schützt. Aber wir wollten mehr. Um mehr Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Neue Materialien sind super spannend und wir haben letztes Jahr neue Bereiche

erschlossen, wie z.B. recyceltes Furnier, welches in unsere Nova-Stuhlkollektion genutzt wurde, hochrecycelte Netzabfälle, die in unserer Ocean-Außenmöbelkollektion verarbeitet wurden. Derzeit arbeiten wir mit anderen „Abfallprojekten“ zusammen, die Abfälle in Möbel und Beleuchtungsobjekte verwandeln. Es reicht von Lebensmittelabfällen, über Bier- und Weinproduktionsabfälle, bis hin zu Kleidungsabfällen. Alles in neuen Produktionstechnologien, die wir als Pioniere auf den Markt bringen. Es ist kapitalintensiver, aber nach der Partnerschaft mit einem Risikokapitalfonds soll es uns gelingen, diese Projekte in den Jahren 2019 bis 2021 zu realisieren.

Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Showroom Schaukelstuhl
Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Schaukelstuhl Kuve Cognac
Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Schminktisch
Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Showroom Schminktisch
Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Daybed Showroom Fabrik
Mater Design Experimente

Ein wichtiger Punkt sind natürlich die Produzenten.

Was ist euch bei der Auswahl wichtig und welche eurer Möbelstücke werden in kleinen Betrieben hergestellt?

Henrik // Wir arbeiten im Wesentlichen mit kleineren Produktionseinrichtungen zusammen. Sie sind viel offener für Veränderungen und Experimente. Wir hätten das, was wir getan haben, ohne ihre Unterstützung nicht erreichen können, das ist sicher! Von der gebrauchten Meeresfischnetz-Abfallanlage in Dänemark über die erstaunlichen kleineren Werkstätten in Slowenien und deren Möglichkeit, zertifiziertes Holz in allen Formen zu verwenden, nicht zu vergessen, die kleineren polnischen Beleuchtungswerkstätten,

die mit neuester LED-Technologie arbeiten und in Holzkomponenten eingebaut sind, bis hin zu den erstaunlichen Werkstätten in Indien, die unsere erfolgreiche Bowl Table Kollektion aus hochzyklischem Mangoholz oder Alu-Abfall-Ausgaben herstellen. Eine beachtliche Reise, die jedem von ihnen gemeinsam mit uns durch die schönen Designkollektionen, die wir in Kooperation mit großen dänischen und internationalen Designtalenten herstellen, wirtschaftlichen Erfolg bescheren. Die Mischung aus fantastischen, zeitlosen Stücken und den ethischen Herstellungsmöglichkeiten, die wir im Laufe der Jahre entwickelt haben, ist unser wahrer Vorsprung und die Ausführung durch das engagierte Team hier bei Mater beweist eindeutig, dass sich eine Branche ändern KANN.

Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Stuhl Geflecht
Utagleiser Photography Hamburgstories Mater Design Barstool Regal
Mater Design Double Bottel

Neben deinen Möbeldesigns kommen auch immer mehr Interior Designstücke hinzu.

Eva, ich finde deine Double Bottle großartig. Wie kam es zur Idee für diese Karaffe?

Eva //Die Double Bottle wurde ursprünglich als Teil einer größeren Glasartikelserie für den Esstisch entworfen. Die Produkte der Serie sind schmal und dünn und können daher nah zusammengestellt werden. Auf diese Weise nehmen sie beim Dekorieren eines Tisches nur sehr wenig Platz weg und lassen mehr Freiraum für Teller, Weingläser, Essen usw. Die Double Bottle geht noch einen Schritt weiter und reduziert den Bedarf von zwei

Karaffen auf eine. Man kann also 2 Getränke in derselben Karaffe servieren: Stilles Wasser und Sprudelwasser, Gin und Tonic, Aperol und Prosecco, Whiskey und Soda usw.
Die Double Bottle ist auch ein dekoratives Produkt. Abgestimmt auf die jeweiligen Gäste, Anlässe oder Jahreszeit eignet sie sich hervorragend, um mit verschiedenen Geschmäckern oder Farben zu spielen.

Die Karaffe besteht aus demselben feuerfesten Borosilikatglas, das auch in Laboren zum Einsatz kommt. Und obwohl die Double Bottle fast 2 Liter an Flüssigkeit fasst, kann man sie ganz bequem in einer Hand tragen. Das Glas ist hitzebeständig, einfach mit heißem Wasser zu reinigen und daher auch zum Servieren von Heißgetränken geeignet.

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// Photos & Written by: Uta Gleiser

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