Florale Muster für Wand, Wohnung und die Sinne.
- Photos & Written by: Uta Gleiser
- INTERVIEW MIT: Mademoiselle Camille
Das Leben ist zu schade, um alles nur in Schwarz und Weiß zu sehen, denn das Leben ist so bunt wie man es sich ausmalt. Ich finde, so ein Satz passt ganz hervorragend zu dem, was Mademoiselle Camille kreiert und wer sie ist. Camille ist von ganzem Herzen und Beruf Textildesignerin. Sie entwirft Muster für Stoffe & Tapeten und erstellt individuelle Innenraum–Konzepte. Die Begeisterung für Farben, Muster und Stoffe begleiten Camille schon seit langem. Geprägt durch Reisen und ihrer Liebe zur Natur, finden sich florale Muster immer wieder auf ihren Tapeten und Stoffen und sind mittlerweile zu ihrer Handschrift geworden.
Normal mag ich es ja eher skandinavisch und reduziert. In die floralen Tapeten von Mademoiselle Camille habe ich mich aber sofort verliebt. Entweder ganz in Grüntönen oder auch ganz großartig in Blauvarianten, um individuelle Akzente in seinen vier Wänden zu setzen; eine absolute Bereicherung, die ganz hervorragend mit klarem Design kombiniert werden kann. Wer keine Wand zum Tapezieren zur Verfügung hat, kann diese herrlichen Muster allerdings auch als Kissen bekommen.
Wie spannend! Das ein oder andere Mal ertappe ich mich dabei, dass es Berufe gibt, von denen ich so gar keine Ahnung habe. Stoffdesign, klar kennt man diese Berufssparte, aber wie man dazu kommt und wie man eine Idee dann wirklich an die Wand bringt, davon hatte ich so keine Ahnung. Umso schöner, dass mir Camille Rede und Antwort gestanden hat und etwas Licht ins Dunkel gebracht hat.
Liebe Camille,
deine Muster finde ich große Klasse. Vor allem in die floralen Designs habe ich mich sehr verliebt.
Erzähl doch bitte erst einmal ein bisschen über dich, wie du aufgewachsen bist und was dir als Kind schon immer Spaß gemacht hat.
Camille // Liebe Uta, schön, dass wir hier zusammensitzen und ein wenig über meine Arbeit plaudern. Tja ich bin eine echte europäische Mixtur… meine Mutter ist Französin, mein Vater
Deutscher und meine eine Oma hat italienische Wurzeln. Aufgewachsen bin ich mit meinen beiden Geschwistern bei meinen Eltern im Schwarzwald. Bei uns zuhause war es immer etwas anders als bei anderen…. wir hatten keinen Fernseher, viele Jahre sogar kein Auto und mein Papa war sechs Jahre Hausmann. Wir haben immer viel gemalt, mit unterschiedlichen Materialien gebastelt und jede Minute, die möglich war, draußen auf Wald und Wiesen verbracht. Und in unserem Esszimmer stand lange Zeit ein großer Webstuhl, an dem wir abwechselnd gewebt haben. Ich weiß nicht mehr genau, aber ich glaube mit 10-12 Jahren bin ich dann immer zu meinen Großeltern nach Frankreich gefahren und hab Näh-Urlaub gemacht. Meine Oma kann wahnsinnig gut nähen, sie hat uns die wildesten Kleider geschneidert und hatte genug Geduld, mir die Grundlagen beizubringen.
Von Zuhause hast du ja schon einiges an Kreativität mitbekommen.
Wie kam es dazu, dass es Textildesign wurde und was hat dich am meisten gereizt?
Camille // Das war ein echter Zufall. Zu Oberstufenzeiten war mir irgendwann klar, dass ich gerne einen kreativen Beruf erlernen möchte, wie der genau aussehen sollte, wusste ich nicht. Ich hab dann einen Mappenvorbereitungskurs an einer Jugendkunstschule gemacht, um eine Bewerbungsmappe für eine Design-Hochschule vorzubereiten. Dort war meine Hauptdozentin
eine holländische Textildesignerin, die mir dann nahe-gelegt hat, Textildesign zu studieren… und da war es um mich geschehen. Mich hat immer die technische Umsetzung gereizt, sowie das Austüfteln, wie ich am besten zum schönsten Ergebnis komme. So kam es dann, dass ich den Studiengang Produktdesign mit der Fachrichtung Textil gewählt habe. Im Studium hab ich unterschiedliche Werkzeuge kennengelernt, um 2D-Oberflächen zu erstellen und diese zu schmücken. Ich hab zum Beispiel unendlich viele Meter an unterschiedlichsten Stoffen in unterschiedlichen Techniken am Webstuhl gewebt. Aber auch die ersten 2 Jahre 8h Zeichenunterricht die Woche gehabt, Gestaltungslehre besucht und Kunstgeschichte gehört. Das war für mich ein gelungener Mix zwischen Kunst, Handwerk/Industrie und Theorie.
Was macht man eigentlich, wenn man einen solchen Studiengang abgeschlossen hat? Oder besser: Wie war dein Einstieg in die Berufswelt?
Camille // Mein erster Einstieg in die Industrie war ein sechsmonatiges Praktikum bei einer süddeutschen Weberei für Dekorationsstoffe und Tischwäsche mit eigenem Atelier. Das war schon sehr spannend dort. Wir haben noch fast alles von Hand gemacht, im Design Atelier gab es gar keinen Computer…. verrückt oder? Ich hab von Hand gezeichnet und dann mit dem Kopierer vervielfältigt, um meinen Rapport, so nennt man eine Musterwiederholung, zu
erstellen. Danach kam der Kartenschläger, der hat die Karten gemacht, die den Webstuhl steuern Am Ende standen wir alle gebannt im Websaal am Musterwebstuhl und haben geschaut, was der so ausspuckt. Das fand ich damals super und hätte mir auch gut vorstellen können, in einer Firma mit eigener Produktionsstätte zu arbeiten. Als ich mich dann mit meinem Diplom in der Tasche in den Bewerbungsprozess begeben habe, musste ich leider erstmal feststellen, dass die Firmen mit eigener Produktion nur noch sehr rar gesät sind in Deutschland. So bin ich mehr durch einen Zufall in Franken bei einem Kinderlabel gelandet und somit in der Mode. Sechs Jahre habe ich dann in Festanstellung in Bekleidungsfirmen gearbeitet, die ihre Ware in Fernost herstellen lassen.
Wann kam der Punkt, an dem du dich selbstständig machen wolltest und warum wurden es Muster für Stoffe und Tapeten?
Camille // Im ersten Schritt hab ich mich selbstständig gemacht, nachdem ich eine Freundin begleitet habe, deren Lebenspartner an Krebs verstorben war. Ich hatte das Gefühl bekommen, mir mein Leben freier einteilen zu wollen und auch mal 4 Wochen am Stück wegfahren zu können, auf der einen Seite, aber auch wieder kreativer arbeiten zu können und für unterschiedliche Kunden und somit auch Zielgruppen auf der anderen Seite.
Dann hat es nochmal 4 Jahre gedauert, bis ich dann dachte, ich will am Anfang der Konzeptionskette sitzen und eigentlich meine eigene Kollektion entwickeln und am liebsten die Branche wechseln. Und so hab ich angefangen, selbst Stoffe bedrucken zu lassen, erstmal für einen Endkunden, der sich selber Vorhang, Kissen oder auch mal ein Kleidungsstück nähen möchte, bis jetzt zu dem, was ich mache. Muster, die für den hochwertigen Interieur Bereich auf unterschiedlichen Oberflächen gedruckt eingesetzt werden: Tapeten, Kissen, Polsterstoffe, … . Das ist auf der einen Seite eine kleine Kollektion, die ich als Musterkollektion entwickle und auf der anderen Muster, die ich speziell auf die Wünsche meiner Kunden abgestimmt entwerfe.
Was ich mir ja so gar nicht vorstellen kann, wie deine Muster entstehen, denn da sich diese auf Stoffen und Tapeten wiederfinden, wiederholen sie sich ja.
Camille // Tja, das ist am Ende tatsächlich die Kunst, einen Rapport, sprich die Wiederholung so zu gestalten, dass sie möglichst nicht ins Auge fällt. Da gibt es allerlei Tipps
und Tricks, wie ich die Elemente so verschiebe, dass am Ende eine homogene Fläche entsteht. Zum Üben haben wir damals ein Quadrat gezeichnet und darin ein zweites Quadrat, in dem wir die Diagonalen gezeichnet haben. Dieses innere Quadrat haben wir dann erstmal mit Mustern gefüllt, dann das ganze Blatt in beiden Richtungen in der Mitte durchgeschnitten und dann wieder neu zusammengeschoben, das linke Quadrat rechts neben das Rechte…. etc….. hmmh – vielleicht zeig ich Dir das einfach, versteht sich so nicht so einfach, was meinst Du?
Du entwirfst Tapeten ganz individuell für Kunden.
Wie darf man sich das vorstellen und wofür schlägt dein Herz noch?
Camille // Genau, das ist am Ende meine Besonderheit. Tapeten gibt es ja prinzipiell schon Unzählige zu kaufen… vielleicht natürlich nicht ganz so schöne wie meine (hihi) aber was ich zusätzlich noch leiste, ist quasi jede Art von Individualisierung. Ich hab, wie gesagt, einige Muster, die ich schon entwickelt habe, diese kann man in Größe und Farbigkeit verändern. Ich kann also das ganze Muster statt in Grüntönen auch in Rosetönen machen oder die Blätter und Blumen groß skalieren, bzw. etwas kleiner machen. Zusätzlich biete ich noch an, für meine Kunden ein eigenes Muster zu entwerfen, das wir dann auf Tapete, aber auch auf Stoff drucken können, um Kissen, Polster oder Vorhänge daraus zu machen. Die Tapete und auch Meterware Stoff werden immer auf Anfrage gedruckt und somit auch nur die benötigte Meter bzw.
Quadratmeteranzahl. Wer also bei mir Tapete bestellt, wird am Ende die Tapete bekommen, die perfekt auf den Raum abgestimmt ist und die schon so gedruckt wird, dass sie genau auf die Wand passt und man keinen Verschnitt in der Länge hat und auch das Muster sich automatisch wiederholt.
Tja und wofür mein Herz sonst so schlägt? Ich liebe gutes Essen, das muss gar nicht aus verrückten Zutaten oder so bestehen, sondern einfach aus guten Produkten.
Mein Traum ist, irgendwann in einem großen Haus zu wohnen, das komplett mit meinen Mustern eingerichtet ist und den tollen Dingen, die meine Freunde alle so produzieren. Und in diesem Haus würde ich gerne regelmäßig ganz viele Leute zum Essen einladen…. entweder würde ich selber kochen oder einem meiner Freunde die Küche überlassen. Und was dann noch an Zeit übrig bleibt, die versuche ich zu 80% draußen in der Natur bei den hübschen Blumen zu verbringen oder durch inspirierende Städte, Ausstellungen, Tanztheater oder Theater-Vorstellungen zu streifen.
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